VARANTDem Ende entgegen…In dieser dunklen Jahreszeit, wo die Sonne vielleicht ein Grad kälter erscheint, treffen sich erneut die mutigen Recken dieses Landes, versammeln sich auf den Plätzen Bakaresh, um ein letztes, ruhmreiches und erhabenes Turnier zu streiten, der Welt zu demonstrieren, dass diese Stadt sich nicht vor den Anderen zu verbergen braucht. Nein mehr noch, dass sie größer, reicher und prunkvoller ist, als je eine Stadt gewesen war.
Alle Vorbereitungen sind bereits getroffen, die ersten Kämpfe ausgefochten und der myrtanische Bote lädt sie ein, an jenen Teil zu haben, einen Platz in der vordersten Reihe zu ergattern und die Bewohner der Wüstenmetropole bei ihren Treiben zu beobachten. Bakaresh wartet auf sie, wenn auch nicht lange.
Dem folgend widme ich mich, geneigte Leser, in diesem Artikel dem, was vor dem Turnier geschah.
Das Kastell, Hort der Weisheit einer ganzen Welt, krönt noch immer den Anblick, der sich dem Wanderer bietet, und zeigt mehr denn je, welche Kühnheit einen anzutreiben hat, in ihm zu bestehen.
Weitere Spieler haben die schwarze Bühne betreten und bringen Chaos in das, was sich schon im letzten Monat anbahnte. Der Lehrmeister Sinistro ringt noch immer mit seiner Schülerin um ihre Dominanz über die magischen Sphären des dunklen Gottes und ich weiß zu berichten, dass ihre Schritte, wenn auch klein, so auch zahlreich, ihrem Ziel jeden Tag näher trippeln.
Das Chaos hingegen birgt sich in der Gestalt des gescheiterten Adeligen, einstige Prominenz in den Reihen des Königs, nun Grundbesitzer ohne Grundbesitz, Titelträger ohne grundsolide Legitimation, Trilo, Herrscher über Braga.
Er nimmt es sich heraus, dies zu sein, und ist doch nicht mehr, als ein von Dämonen heimgesuchtes etwas, dass sich ins Kastell verzogen nach Schutz sehnt, hoffend, jemanden zu finden, der ihm lernt, das zu kontrollieren, was aus seinem Inneren hervorzubrechen droht. Es ist seine Seele, die in reinste Magie getaucht seinem Willen zuwider handelt und nur durch sichtliche Mühen Trilos unter Kontrolle gebracht werden kann. Seine Magie drohte gar die Bibliothek zu verwüsten, gleich wie mächtig sie erscheinen mag und wohl auch ist, und er nutzte sie, die Alte des dunklen Gemäuers, Jail, mit Wein lockend durch das Refektorium zu ziehen.
Der Hintergrund ist finster. Die Alte, vom Hüter des Kastells auf Diät gesetzt, bis sie ihrer Arbeit, zwanzig Orkblätter um die Esche zu pflanzen, erledigt hat, hungert und durstet seit Tagen und ist so dem selbsternannten Hexer ein leichtes Opfer. Gierend rennt sie einer Blase aus Wein hinterher und findet ihre Erlösung in den wenigen Tropfen, die beinahe zufällig ihren Mund beim Fall der Blase benetzen, und jene, die vor ihrer Zunge nicht schnell genug im Boden versickert sind.
Sie fordert mehr, fordert Blut und Lunge, doch bekommt nichts, außer der Erinnerung eines Tellers Suppe, den sie von Cephas, als dieser ihn nach ihr zur Verteidigung warf, erhalten hatte. Sie scheint nichtig in diesen dunklen Hallen, verachtet gar von den Dämonen, doch ist sie bloß ein armes, bedauernswertes Opfer des Hüters.
Gleichsam wie der letzte Spieler, Vryce, der von seiner Rache beseelt das Kastell betrat um hier die Macht zu finden, seinen Vater zu dominieren. Jenen Mann, dem er all seine Probleme zurechnet, der ihn und seine Mutter alleine ließ. Eine Tragödie, wie sie nur das Leben schreiben kann, und noch grausamer ward, als der Dieb seinen Vater gegenüber trat und verlor, nicht nur seinen Stolz, sondern auch seine Hand. Jene Extremität seines Körpers, die dem Kastell geopfert worden ist, auf Rat des Hüters, der nicht zu dulden schien, dass sich der selbsterkorene Rächer bloß mit Blut Eintritt in die dunklen Hallen erkaufte.
Und als sei dies noch nicht genug des Schmerzes, degradierte ihn der Hüter kurzweilig zum Diener der alten Vettel Jail, ihr Speis und Trank darzureichen, dabei lernend, dass jedes Ziel, welches nur mit seiner Rache verknüpft worden ist, zum Scheitern verurteilt ist, wenn er nicht lernt, den Abstand zu seiner Rache zu finden und zu kontrollieren.
Es sind Suchende, die dieser Tage die dunklen Mauern betreten, Suchende, wie sie es immer waren, die in Zeiten der Not erkennen, dass nur der dunkle Gott und seine erhabenen Diener ihnen zu helfen vermögen.
Das Urteil bleibt bei ihnen zur Bestätigung, doch seien sie sich dessen gewiss: Das Kastell vermag den winzigen Docht ihres Lebens, auf dem nur eine kleine, blasse Flamme tanzt, zu wenden und zu brechen, wie es ihm gefällt. Am Ende werden sie wohlmöglich froh sein, es getan zu haben… oder tot. Doch alles hat seinen Preis.
Mögen sie mit Vernunft entscheiden und erkennen, es gibt nichts besseres, als dem Tode entronnen zu sein,
ihr Berichterstatter aus dem Kastell
(--Ardescion)