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07 Fossilien aus der Kreidezeit

Bote: Ich selbst habe die damalige Taverne zur toten Harpyie als neutralen Mittelpunkt zwischen den Gilden in Erinnerung, wo sich sehr oft die Mtglieder verschiedener Gilden trafen und wo hin und wieder auch ordentlich die Fäuste geschwungen wurden und einfach unkomplizierte Sauf-und-Rauf-Geschichten (TM) ohne Planung und lange Besprechung stattfanden. das hatte erklärtermaßen keinerlei Tiefgang, machte dafür den Beteiligten umso mehr Spaß. Wer nichts vorhatte, traf sich eben dort und schaute, was passierte, traf neue Leute, knüpfte Kontakte oder ließ ab und zu auch mal die Sau raus. Leider hat sich die Gespaltene Jungfrau auf Argaan nie in diese Richtung eines unkomplizierten und gut besuchten Treffpunkts entwickelt. Liegt das deiner Meinung nach ebenfalls an den von dir schon genannten Gründen oder gibt es da auch andere Faktoren?

Medin: Ich habe bisher viel zu wenig von der Gespaltenen Jungfrau und dem Umgang mit ihr mitbekommen, um mir darüber ein abschließendes Urteil zu bilden. Aber vielleicht liegt es einfach an der geografischen Position. An der toten Harpyie musste man so gut wie immer vorbei, wenn man von seinem Gildensitz aus irgendwo anders hin musste. Es war im Spiel wie auch im RPG normal, sich da über Nacht ein Bett auf neutralem Grund zu nehmen. So habe ich das zumindest wahrgenommen und daher war das auch ein belebter Ort. Möglicherweise spielt die Gespaltene Jungfrau in der Wahrnehmung der individuellen RPG-Welt einfach keine so präsente Rolle, dass die Leute da immer wieder vorbei kommen und sich die Interaktionen daraus ergeben.

Bote: Gut, das mag sein und letztendlich haben die beiden Hauptkontrahenten im Rollenspiel auch jeweils eigene große Städte mit allem Drum und Dran und es gibt vermutlich keine große Motivation, ausgerechnet in einem Gasthaus irgendwo in der Provinz vorbeizuschauen.

Aber genug fürs Erste mit den hochphilosophischen Themen über den Sinn des Rollenspiellebens. Erzähle uns lieber etwas über deinen Werdegang. Was waren die Skills, die du lernen wolltest und warum? Gab es einen vorbestimmten Weg zum Paladin mit fester Planung?

Medin: Krieger, Nahkampf, was mit Schwertern. Das war mir so ziemlich von Beginn an klar. Als ich dann in die Garde eintrat, war natürlich Paladin das erklärte Ziel und in diesem Zusammenhang auch die Paladinmagie. Pünktlich kurz vor der Umstellung zu Gothic 3 habe ich sogar mit der Lehre für diesen Skill begonnen, nur um mit ein paar nutzlosen Steinen in der Tasche zu enden - aber keine Sorge, ihr Dämonen und ihre Beschwörer: das wird noch nachgeholt, versprochen! Was die Charakterentwicklung abseits der Skills betrifft: das hat sich so ergeben, ohne genauer geplant zu werden. Ich habe recht schnell gemerkt, was mir für ein Charakter liegt. Ein Soldat, der das Gefühl hat, sich für ein gutes, höheres Ziel einsetzen zu können und dabei einer moralischen Autorität dienen kann.

Knifflig wurde es ab dem Zeitpunkt, ab dem Medin selbst in verantwortungsvolle Positionen wie die des Generals und Oberbefehlshabers kam. Das brachte ihn in eine moralische Krise nach der anderen im Spannungsverhältnis zwischen dem Verlangen, in dieser Position viel Gutes zu bewirken und der Tatsache, dass er als Feldherr im Krieg für den Tod unzähliger direkt verantwortlich war. Schließlich kam irgendwann der Fall - herbeigeführt durch eine politische Intrige, aber seinen Posten vermisst Medin nicht wirklich. Seither versucht er sich eher, dem wirklichen Paladin-Dasein zu widmen und das Böse direkt zu bekämpfen - in welcher Gestalt auch immer es sich offenbaren mag.

Dabei war er nie ein Mann der dicken Rüstungen, sondern des schnellen Zuschlagens auch aus dem Hinterhalt heraus. Herausgekommen ist durch all diese Faktoren über die Jahre ein etwas zynischer, im Nahkampf tödlicher Schwertmeister, der das Leben achtet, aber auch nicht zögert es zu nehmen, wenn er es für richtig hält. Innos ist er mit einer ... sagen wir, realistischen Treue ergeben, bei der er die utilitaristischen Aspekte von Religion und Glauben präsent vor Augen hat. Ein echtes Problem hat er aber inzwischen mit der Verantwortung für das Wohl anderer, die sich ihm oft genug aufdrängt und der er sehr bald nicht mehr gerecht werden kann.

Bote: Du erwähntest die Stellung Medins als General. Als solcher war auch mehrere Jahre Mitglied im Kronrat der Gilde Innos'. Kannst du uns erklären, was dieser Kronrat ist und in welchem Verhältnis er zum Rat der Gilde Innos' und zur Gilde selbst steht?

Medin: Zunächst einmal gibt es den Kronrat heute nicht mehr in der festen Form, wie er damals bestand. Als Symptom des Mitgliederansturms nach dem Release von Gothic 3 wurde der schon vorher bestehende Generalstab (2 Generäle + 2 assoziierte Adjutanten) im Zuge der Umstellung und Gildenfusion auf 5 feste Mitglieder (3 Generäle, 1 Oberster Feuermagier, 1 Schatzmeister) erweitert und als parallele Institution neben den Rat gestellt. OT hatte der Kronrat nicht wirklich etwas zu sagen. Er war für die Planung und Ausgestaltung von Gildenleben und Aktionen im Rollenspiel zuständig und konnte diese auch direkt umsetzen, da in ihm die höchsten Posten des Orden Innos' und der Armee zusammen kamen.

So war der Kronrat in der Zeit großer Mitgliederzahlen ein ausgezeichnetes Instrument, um möglichst viele - verzeih das Neudeutsch - human resources abzuschöpfen und dem Gildenleben effektiv zukommen zu lassen. Der Rat konzentrierte sich währenddessen auf das Management der Gilde im OT-Betrieb und die Moderation. Diese beiden Räte waren personell auch strikt getrennt, da die vorherigen Erfahrungen gezeigt hatten, dass Personen, die beide Aufgabenfelder übernehmen müssen, ziemlich schnell ausbrannten. Inzwischen hat die Gilde aber schon länger nicht mehr die personellen Kapazitäten, um so eine Doppelstruktur aufrecht zu erhalten. Die Kronratsposten sind wieder normale Posten im RPG. Planungen für RPG-Aktionen finden nur noch im großen Rahmen der gesamten Gilde statt und nicht mehr im abgeschlossenen Kreis eines Kronrates.

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