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Von Nazarg

Schlabbernd und schmatzend schaufelte sich Nazarg gierig Fleischstücke aus dem Magen des Ebers den er erlegt hatte in den Mund. Warmes Blut tröpfelte ihm dabei von den kräftigen Fingern. Der Eber schmeckte herrlich wild, das Fleisch war mager im Vergleich zu Molerat und füllte seinen Bauch innert kürzester Zeit. Noch immer sass er inmitten des Orkwaldes, nicht wissend ob er den rechten Kurs hielt um in das sogenannte Lager der Orks zu kommen.
Ausser den beiden Toten Artgenossen die er bei der Lichtung des Todes, beim Götzenbild Beliars erblickte, hatte er noch nichts gesehen, was diesem verfluchten Wald und seinem Namen Ehre machte. Die Morras fürchteten sich vor dem was darin lauerte und trotzdem marschierte der Grauork seit Tagen durch diese Wildnis, ohne Waffe und ohne je wirklich in Gefahr gewesen zu sein.
Knurrend riss er einen Fetzen Fleisch mit den Zähnen vom Oberschenkelknochen den er beidhändig festhielt.
Seine Augen fuhren gemächlich durch das dichte Waldstück vor ihm.

Plötzlich verzogen sich seine Augen zu kleinen misstrauischen Schlitzen. Hatte sich da was bewegt?
Er schluckte und legte den Eberschenkel auf den zerfleischten Kadaver zu seiner rechten. In einer fliessenden Bewegung kam der Grauork und Eisenhauer zum Stehen.
Elegant, fast eines Raubtieres gleich, mit dem Blick eines Jägers und schnaubenden Nasenflügeln sowie angespannter Körpermuskulatur, machte sich Nazarg auf, in leicht gebeugter Haltung in das dichte Waldstück links von ihm zu gehen.
Dabei liess er den Punkt an dem sich eben noch etwas bewegt hatte nicht aus den Augen.

Blätter streichelten sanft seinen vernarbten Körper als er sich zwischen ihnen hindurchstahl. Sein Atem war langsam und leise geworden, von der Anspannung in seinem Körper reguliert. Er witterte etwas. Etwas grosses, animalisches! Uzrot ballte die Fäuste und schob sich langsam vorwärts über den lockeren erdigen Untergrund.
Seine Augen fokussierten weiter den Bereich, jedoch wusste er instinktiv, dass wer auch immer eben noch da war, die Position verändert hatte, weshalb auch die Witterung umgeschlagen hatte.

Langsam sog der Eisenhauer die Luft durch die Nase um diesen Nachteil wieder auszugleichen. Seine Augen weiteten sich, als er wahrnahm, dass der Geruch nun von hinten an ihn herandrang.
Uzrot drehte sich rasch um, sah aber nur noch eine gewaltige Faust in sein Gesicht donnern.
Sterne explodierten vor seinem Auge während sein Körper unkontrolliert nach hinten wegflog. Er versuchte seine Beine zu kontrollieren um sich abzufangen, jedoch vermochte sein Gehirn noch keine Befehle weiterzuleiten. Irgendwo streifte seine Verse einen Ast, dann spürte er seinen Arsch über die Rinde eines Baumes gleiten und zu letzte wie sein Hinterkopf gegen den Boden donnerte und der Wirbel aus Farben , Licht und Sternen vor seinen Augen hielt kurz an, um in die Gegengesetzte Richtung weiterzudrehen.

Uzrot ächzte auf und legte seine Arme nach hinten auf um sich wieder aufzuraffen, jedoch rammte sich etwas Steinhartes wuchtig gegen seinen Brustkorb und sämtliche Luft die er in sich trug, wurde in einem Zug aus seinen Lungen gepresst. Nazarg verdrehte angestrengt die Augen und spuckte von schmerzen geplagt aus.
Wieder senkte sich sein Körper nach hinten ab und wieder versuchte er mit seiner verbliebenen Konzentration den Wirbel vor seinen Augen zu klären. Dicke Finger umschlangen nun seinen Hals beidseitig. Der Druck verfestigte sich und Nazarg hechelte nach Luft. Wie ein Kind versuchte er den Griff ums einen hals zu lösen, haute schwächlich blind durch die Luft. Vergeblich…


War dies das Ende seiner Reise? Hatten die Götter ihn das Schiffsunglück überleben lassen nur damit er hier und jetzt sein klägliches und ehrloses Ende fand? Nein! Dies war kein Ende für einen Eisenhauer! Gronk würde ihn persönlich durch die Unterwelt jagen wenn er erfahren würde wie ehrlos Nazarg von der Welt abgetreten war!

Der Grauork mobilisierte seine Kräfte indem er ein grollendes tiefes Knurren endend in einem leider halb abgewürgten Kriegsschrei ertönen liess. Mit aller ihm möglichen Kraft umschloss er die Hände um seinen Hals und übte dabei Druck auf die Handgelenke seines Peinigers aus.
Zuerst schien dies sinnlos zu sein doch dann bemerkte er, wie sich der griff des Angreifers lockerte. Diesen Zeitpunkt musste er ausnutzen! Wuchtig umschlang er seinen Peiniger mit den Armen und riss ihn zu sich während er selbst mit dem Kopf nach vorne schnellte.
Es knallte laut und einige Vögel flogen erschrocken aus ihren Nester in den Bäumen gen freies Himmelreich.
Nazargs Peiniger war von ihm abgewichen und zur Seite weg gerollt.

Nach Luft japsend und sich die schmerzende Stirn haltend lag Uzrot auf dem Rücken liegend da und versuchte schneller als sein Rivale wieder zu Kräften zu kommen. Stöhnend hievte er sich zur Seite und blickte über den Boden. Gute vier Schritten von ihm lag ebenfalls auf dem Rücken kauernd ein grossgewachsener braungrünhäutiger und beharrter Artgenosse mit breiten Hauern am Unterkiefer.
Ein waschechter Ork also! Allerdings einer, der Nazarg töten wollte. Verständlich, immerhin war er ein fremder hier und gerade in das Territorium dieser Orks eingedrungen.
Es galt sich nun zu beweisen oder entehrt zu sterben!
Knurrend stellte sich der Eisenhauer auf seine noch immer wackeligen Beine. Sein Blick fokussierte den Ork vor sich. Der Fellrüstung nach zu urteilen, hatte er es entweder mit einem Jäger oder einem Späher zu tun.
Uzrot leckte sich über die blutende Unterlippe und stiess sich schreiend vom Boden ab. Es waren nur zwei kräftige Schritte nötig um den Abstand zwischen ihm und seinem Rivalen hinter sich zu bringen. Der Ork wollte gerade aufstehen um sich gegen Nazarg zu rüsten, doch der Grauork war schon bei ihm als er gerade erst den Oberkörper aufrecht gehoben hatte. Wuchtig knallte Nazargs Schienbein in das Gesicht des Waldorks. Zu viel für den einst triumphierenden Angreifer. Die Augen verdreht keuchte er ein letztes Mal auf und wurde dann Ohnmächtig.

Nazarg stützte sich schnaubend auf seine Schienbeine und blickte auf seinen Gegner herab.

„Gut gekämpft, und noch besser angepirscht. Ich lasse dich leben Bruder, wenn du wieder wach bist haben wir zu reden..“

Kaum hatt er diese Worte ausgesprochen, knallte etwas sehr hartes gegen seinen Hinterkopf und seine Sicht verschwamm erneut.

„Wir haben mit dir zu Reden Orak!“ war das letzte was er hörte ehe er komplett der Traumwelt erlag.