Gothic
Ultima IX Ascension lockte vor etwas über einem Jahr PC Spieler mit einer formidablen Grafik sowie mit einer stimmungsvollen Hintergrundmusik vor den heimischen Monitor. Doch leider vergaß Origin der letzten Episode des Garriot'schen Meisterwerks eine epische Geschichte zu Grunde zu legen. Als die erste Verkaufsversion zudem noch massenhaft Fehler enthielt und nicht einmal auf den schnellsten Rechnern flüssig lief, war die Enttäuschung vieler Ultima-Fans groß. Piranha Bytes will nun alte "Origin-Fehler" vermeiden und mit Gothic in den Rollenspiel Olymp aufsteigen....
Urteil: Lebenslänglich
Was braucht ein guter König zum Sieg über riesige Ork-Armeen ? Richtig, Krieger und vor allem reichlich Waffen. Als mal wieder ein Angriff der Orks aus dem Norden das königliche Reich gefährdete, ließ der Herrscher jeden Kriminellen in die Erzminen des Reiches zur Arbeit verbannen. Das dort gelagerte Erz ist für das Reich überlebenswichtig, liefert es doch die besten und stärksten Waffen. Mit der Zeit kam es zu Unruhen innerhalb des Arbeiterlagers. Ausbrüche, Diebstähle und Schlägereien waren an der Tagesordnung. Der König rief die mächtigsten Magier des Reiches zusammen und erteilte ihnen den Auftrag, die Mine mit einer für Menschen nicht zu durchdringenden Atmosphäre zu umgeben. Schon bald stellten sich die Magier zu einem mächtigen Ritual auf, welches die Probleme beseitigen sollte. Leider waren die Magier anscheinend zu mächtig und bedeckten nicht nur die Mienen, sondern einen ganzen Landstrich mit ihrem Gefängnis-Zauber. Schnell erkannten die Sklaven in den Minen die Gunst der Stunde, überwältigten die Wachen des Königs und übernahmen die Herrschaft über das eingeschlossene Territorium. Selbst die Magier konnten sich nicht aus dem Bann des Rituals befreien und schlossen sich nun den neuen Herrschern des Reiches an. Fortan musste der König teuer für sein so dringend benötigtes Erz bezahlen. Der neu gewonnene Reichtum in der Kolonie der Minen brachte neue Unruhen ins Lager und führte schließlich zu einer Drei-Spaltung der Menschen.
Lange schon sind die Rollen in den Kolonien klar verteilt, da wird der Spieler als namenloser Held mit einem Brief an einen der Magier in das ewige Gefängnis geworfen, dessen Überbringung in der Folgezeit oberste Priorität besitzen soll. Doch so leicht wie es sich anhört ist es freilich nicht, wird unser Held doch gleich mit einem Faustschlag ins Gesicht begrüßt. Auf ins Abenteuer...
Erste Freundschaft
Bevor es überhaupt richtig losgehen kann, braucht Mr. Namenlos natürlich erstmal das nötige Abenteurer-Equipment. Dazu gehören neben Waffen und einer Rüstung natürlich auch diverse Karten und Nahrungsmittel. Schon diese Suche wäre wahrscheinlich äußerst schwierig geworden, wäre da nicht ein guter Mensch namens Diego. Er wird in der Folgezeit engster Vertrauter und zugleich der Mentor des neuen Gefangenen sein. Auf seinen Rat hin begibt sich der furchtlose Held auf den Weg in das alte Lager, welches unter anderem auch die Residenz des gesuchten Magiers darstellt. Im Lager angekommen beginnt der freie Teil des Spiels. Sich bei den Leuten beliebt machen um dann eine Audienz bei diesem Magier zu bekommen, als Mönch in das Sumpflager wechseln...dies sind nur zwei mögliche Ziele. Welches angesteuert wird liegt allein beim Spieler.
Noch kampfunfähig gilt es jedoch zunächst neue Freundschaften zu schließen. Da das Leben innerhalb des Schutzwalls sehr utilitaristisch geprägt ist, reicht ein gutes Wort selten um einen neuen Freund zu gewinnen. Hinter jeder Ecke stößt der Spieler auf neue Aufträge, dessen Erfüllung Erfahrung, Erz und vor allem das Vertrauen eines Menschen verspricht.
Bei genügend Erfahrungspunkten steigt der Charakter eine Stufe auf. Neben der bloßen Tatsache jetzt nicht mehr ein blutiger Anfänger zu sein, bringt dies auch noch ein paar Lernpunkte mit sich. Diese Lernpunkte dürfen dann in Trainingsstunden investiert werden. Was und zu welcher Zeit trainiert werden soll, liegt ganz in der Freiheit des Spielers. So kann man schon von Beginn an die Entwicklung des Charakters entscheidend beeinflussen, indem man ihn z.B. zu einem Zweihand-Berserker schult oder ihm die Geschicklichkeit eines Jägers verleiht.
Gothic
Ein Rollenspiel für Fortgeschrittene |
Entwickler: |
Piranha Bytes |
Hersteller: |
Shoe Box |
Getestete Version: |
deutsche Verkaufasversion |
3D-Standards: |
Direct 3D |
3D-Sound: |
nein |
Force Feedback: |
keines |
Preis: |
ca. DM 80 / 40 Euro |
Spieleranzahl: |
Single-PC: 1
LAN: -
Internet: -
|
Mindestanforderungen: |
PII-400
128 MB RAM
600 MB Festplatte
8x CD-ROM |
Related Links: |
Offizielle Gothic-HP
Dt. Fansite mit Forum
Patch 1.07c |
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Ein Königreich für eine GeForce 2
Grafisch stellt Gothic die neue Genre-Referenz dar. Allerdings fordert der hohe Detailgrad und die enorme Sichtweite seinen Tribut. Anfängliche Probleme mit Voodoo3- und ATI-Karten sind mittlerweile per Patch und neuen Beta-Treibern behoben worden. Dennoch, für den ungetrübten Spielspaß sollte man schon einen schnellen Pentium 3 oder Athlon, 256 MB Ram und eine GeForce2 sein Eigen nennen.
Im Vergleich zur Grafik will die musikalische Untermalung nicht so recht gefallen. Läßt einen im Hauptmenü eine stimmungsvolle Titelmelodie noch hoffnungsvoll aufhorchen, flauen die Klänge im Spiel doch merklich ab. Gothic wird fast ausschließlich von recht dunklen Tönen begleitet, die nicht immer in jede Situation passen. Wenn ich ganz alleine und ohne Feindkontakt über eine blühende Wiese im schönsten Sonnenschein nach Pilzen suche, ist eine dunkle und bedrohliche Hintergrundmusik nicht gerade die perfekte Untermalung.
Steuerung
Bewertung |
Grafik: |
10 |
Präsentation: |
8.5 |
Musik: |
7.5 |
Soundeffekte: |
8 |
Steuerung: |
7 |
Komplexität: |
8 |
Einstieg: |
7 |
Multiplayer: |
0 |
Gesamtwertung: |
86 % |
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Nach der ersten Demo war die Meinung der meisten Spieler klar: Gothic ist eine große Enttäuschung. Grund war die reine Tastatursteuerung. Folglich reagierte Piranha Bytes auf die Reaktion potentieller Kunden und spendiert ihrem Werk in der Verkaufsversion ein Maus-Interface. Nun dürfen per Maus Aktionen gemacht, Kämpfe gelenkt und Dialoge koordiniert werden. Unverständlich ist nur warum Piranha Bytes die Steuerung derart "verkompliziert" hat. Warum muss ich erst mit der linken Maustaste einen Gegner anvisieren, bevor ich ihn mit Hilfe der Pfeil Tasten auf dem Keyboard erlegen kann? Hier wäre es deutlich angenehmer gewesen, die Steuerung komplett auf die Maus umzulegen. Denn gerade im Kampf birgt die verwendete Variante einen heimtückischen Nachteil: Wenn ein Gegner einen anderen überholt und plötzlich näher vor dem eigenen Schwert steht, bleibt der Held dennoch auf den weiter entfernt stehenden Gegner fixiert und man muss erst erneut anvisieren, bis der räumlich nächste Gegner geschlagen werden kann. Nicht selten fehlen einem dazu die nötigen Sekunden.
Nach ein paar Stunden Spielzeit sollte sich die Steuerung allerdings so gut eingeprägt haben, dass es nur noch selten zu solch Ärgernissen kommen kann.
Fazit
Gothic vereinigt alle Aspekte eines modernen Rollenspiels. Schöne Grafik, eine riesige Spielwelt und eine interessante Charakter-Entwicklung. Allerdings ist auch dieses Spiel nicht perfekt. Auch nach dem Patch gibt es einfach noch zu viele Bugs zu bestaunen, die Steuerung ist nicht optimal und auch die Musik hätte ruhig etwas pompöser ausfallen können. Über diese Mankos kann man in der Frühjahrs-Flaute aber gerne mal hinwegsehen und sich stattdessen einfach nur freuen, dass es anscheinend doch noch gute Rollenspiele aus deutschen Landen geben kann.