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Hiermit möchte ich euch Stefan Berger vorstellen, seit 9 Jahren bei Jowood tätig und nach langem Zureden bereit, sich meinen Fragen zu stellen. Vorab, ich kenn ihn schon länger als jeden anderen von Jowood und viele werden ihn auf den GamesConventions in Leipzig kennen gelernt haben. Er ist so lange bei der Firma, wie Jowood was mit Gothic zu tun hat, also schon sehr lange. Er hat die Höhen und Tiefen miterlebt und kann sicher einige Fragen beantworten und Licht in manches Dunkel bringen. Mal sehn, was ich aus ihm herauslocken kann.
Kannst du mal ein bisschen von dir erzählen?
Ich bin noch 27 Jahre alt und bin gelernter Verkäufer. Im Jahre 2001 habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht und bin als Verkaufsassistent bei JoWooD eingestiegen. Nach verschiedenen Positionen, die ich in der Firma einnehmen durfte, bin ich nun in der Business Development Abteilung gelandet, wo über zukünftige JoWooD Titel entschieden wird.
Dann erübrigt sich ja wohl die Frage, ob und was du spielst?
Ich spiele sehr viel und kaufe wohl jeden Tag ein Spiel. Inzwischen besitze ich so 3-4000 Spiele. Ich „darf“ natürlich enorm viel spielen (obwohl es auch ziemlich anstrengend sein kann ein Spiel spielen zu müssen, man glaubt es kaum).
Aber doch nicht alles? Da bleibt doch keine Zeit mehr für die anderen schönen Sachen im Leben?
Naja, es gibt noch einige Dinge, die wichtiger sind im Leben als Spiele. Ich bin ja glücklich verheiratet und meine Ehefrau arbeitet auch in der gleichen Firma wie ich. Zusammen sind wir auch glückliche Eltern von einer zukünftigen Spielerin (spielt mit 2 ½ schon des öfteren auf der Nintendo DS). Die meisten Spiele spiele ich leider nur wenige Stunden, um die Qualität und Stärken und Schwächen zu bewerten. Hin und wieder packt es mich aber dann doch und ich spiele wirklich. Zur Zeit spiele ich Torchlight, Tropico 3 und Panzer General 2 (den Klassiker). Ich freue mich auch auf den „Witcher 2“, den ich auf der E3 näher ansehen konnte und natürlich auch schon sehr auf Arcania – Gothic 4.
Wie war denn deine persönliche erste Begegnung mit Gothic?
Ich hab zum ersten Mal im Jahr 2000 etwas in der Gamestar gelesen. Eigentlich hatte ich auf Ultima 9 Ascension gewartet. Die Ultima Spiele von Richard Garriott waren bis dahin meine absoluten Lieblingsspiele, weshalb ich dann auch sehr gespannt war, wie sich Ultima 9 Ascension gegen das „deutsche“ Gothic schlagen würde. Und um es offen und ehrlich zu sagen: ich habe ein mehrfaches meiner Zeit mit Gothic verbracht, als mit dem gehypten Ultima 9, was sehr für Gothic spricht. Ich war von der erdigen und echten Atmosphäre total begeistert. Als ich dann bei Jowood anfing und erfuhr, dass wir mit diesem tollen Spiel arbeiten werden, hab ich mich natürlich sehr gefreut. Wir sind zu dem Titel über Umwege gekommen, da der ehemalige Publisher finanzielle Probleme hatte. Als Mitte 2001 die Spiele bei uns intern auf den Tisch gelegt wurden, habe ich mich sofort als Produkt Manager für die Gothic Serie eintragen lassen. Mir war sofort klar, dass in Fortsetzungen der Gothic Serie noch sehr viel möglich sein würde, auch international. Wir haben damals (2002) zusammen mit dem Entwickler eine Lösung gesucht, wie man zusammen das Spiel bestmöglich veröffentlichen kann. Wir kannten die Qualität von Gothic 1 und wussten um das Potential von Gothic 2, das man mit gutem Marketing und starker PR zu einem potentiellen Hit machen konnte. Da war es dann nur noch eine Frage der Zeit, bis wir die Verträge mit dem Entwickler direkt geschlossen haben. Und was soll ich sagen: Gothic hat mich zwar bis heute auch viele schlaflose Nächte gekostet, aber ich würde auf keinen Fall eine Sekunde dieser Zeit missen wollen. Ich habe viel gelernt, Erfolge und Misserfolge erlebt. Aber man lernt aus Fehlern und kann diese dann in der Zukunft vermeiden.
Wie verliefen die ersten Kontakte?
Die ersten Kontakte liefen damals noch über den vorherigen Publisher des Spieles. Wir hatten zusammen Meetings und konnten so schon über das Projekt im Detail sprechen.
Was hat euch am Spiel Gothic so fasziniert, dass ihr das finanzielle Risiko tragen wolltet?
Mich faszinierte die unglaublich detaillierte und lebendige Spielwelt, eine Spieltiefe, die damals und heute noch ihresgleichen suchen kann und auch die große Fangemeinde, die einen zweiten Teil schon sehnsüchtig erwartet hat. Auch die Spielemagazine zeigten gigantisches Interesse und fragten stets nach neuem Material.
Was bedeutet dir persönlich die Welt von Gothic?
Die Welt von Gothic mitsamt ihrer Geschichten ist einfach grandios und bescherte mir zahlreiche schöne Spielstunden voller Spannung. Mich faszinierten im Speziellen die einzigartigen Charaktere und ihre Eigenheiten, die das wohlbekannte Gothic Feeling verkörpern. Alles in allem bleiben die Teile der Gothic Serie die besten Rollenspiele, die ich je gespielt habe.
Arcania löst in unseren Foren ziemlich kontroverse Diskussionen aus. Es gibt enorm viele, die davon reden, dass mit Arcania die Gothic-Welt und ihre Einmaligkeit beschädigt wird. Es gibt aber auch Stimmen, die dem Spiel eine Chance geben wollen. Vor allem die Dinge, die vermeintlich Gothic-untypisch sind, stoßen auf Kritik.
Natürlich stehen wir da vor einer Herausforderung. Einerseits wollen wir die alten Fans nicht enttäuschen, andererseits soll das Spiel auch international ein Erfolg werden. Wir wollen auch erreichen, dass man international zur Kenntnis nimmt, dass auch im alten Europa Rollenspiele entwickelt werden, die international mithalten können. Die diesjährige E3 zeigt schon vorab die Qualität und das sehr große Potential von ArcaniA, das Spiel hat viel positives Feedback erhalten. Natürlich ist es kein Kinderspiel, den Vorstellungen eines jeden Spielers gerecht zu werden, Spielspaß definiert sich für jeden anders, Wir versuchen also, den optimalen Weg zu finden,. Und aus meiner Sicht müssen wir uns sowohl der nationalen wie auch der internationalen Konkurrenz stellen. Es ist wirklich ein sehr schwieriger Spagat, die Vorstellungen der Entwickler, die Wünsche der Fans und die Forderungen des Marktes in Übereinstimmung zu bringen.
Danke für das leidenschaftliche Plädoyer. Aber nun mal zu konkreteren Dingen. Wie weit seid ihr mit Arcania?
Grundsätzlich ist das Spiel fertig. Jetzt geht es darum, Fehler aufzuspüren, die Welt weiter zu beleben, grafische Details zu verfeinern, eben den ganzen Feinschliff in das Spiel noch reinzubringen. Nicht zu vergessen die Einreichung am Ende des Tages bei den Plattformhaltern…
Ihr habt auf der E3 ja schon einiges gezeigt. Wann sehen wir etwas von der PC-Version?
Wir haben auf der E3 ausschließlich die Konsolenversion gezeigt. Natürlich haben wir die Diskussionen in den Foren auch mitbegleitet und können bei diversen Themen schon Entwarnung geben (z.B. das „Wegploppen“ des Grases à ist ein Feature damit man kleinere Monster einfacher sehen kann, kann in den Optionsmenüs einfach deaktiviert werden).
Es wird auch eine Demo Version des Spieles geben. Wir wollen uns definitiv nicht vor den Fans verstecken, dazu ist das Spiel einfach zu gut. Und der Release ist auch nicht mehr so weit entfernt…
Und was habt ihr für die leidenschaftlichen Sammler wie mich noch in petto?
Es wird eine Special-Edition geben. Genaueres kann ich aber noch nicht sagen, denn wir arbeiten noch dran. Auch weitere Überraschungen haben wir noch für die Spieler, dazu aber mehr in naher Zukunft…
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geschrieben von meditate
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