Das Rollenspiel in unserem Forum mitsamt seinen Gilden besteht nun schon seit gut 9 Jahren. Im März 2001 erschien das Rollenspiel Gothic nach über vierjähriger Entwicklungszeit. Die Fanseite World of Gothic, damals nur eine von mehreren Seiten zu Piranha Bytes Rollenspiel, wurde aufgrund des recht guten Verkaufserfolgs des Spiels ein gut besuchter Treffpunkt für alle Spieler. War Deathweaver, Gründer und Webmaster der Seite, anfangs noch über die ersten 1000 Posts im Forum froh, die nach über einem halben Jahr des Bestehens von World of Gothic endlich zusammengekommen waren, so wurde die Webseite und das zugehörige Forum nach Erscheinen von Gothic zu einer häufig besuchten Adresse im Web.
Denn das Spiel Gothic bot genau das, was fast allen heutigen Spieleproduktionen vollkommen fehlt: Ein Spielerlebnis, das auch nach dem Ausschalten des Computers noch beschäftigte. Während Spiele in den 90ern - und Gothic als 1997 begonnene Produktion kann man durchaus noch in diese Dekade zählen - vor allem von begeisterten Tüftlern erdacht und programmiert wurden, die genau das verwirklichten, was sie selbst für interessant hielten, sind die heutigen Multimillionendoller-Produktionen durch Marktanalysen auf größtmögliche Zielgruppenkompatibilität gebürstete langweilige Einheitsprodukte, die mit den Ursprüngen der Spieleentwicklung so gut wie gar nichts mehr zu tun haben. Ähnlich wie die im Militärjargon Fire-and-forget genannten zielsuchenden Lenkwaffen, die man einfach nur starten und sich dann nicht mehr um sie kümmern muß, funktionieren auch heutige Spiele: Play and forget. Der Spieler folgt brav dem von den Entwicklern vorgegebenen Weg, klappert alle Spielziele in der vorgegebenen Reihenfolge ab und am Ende kommt - wenn er Glück hat - ein schönes Abspannvideo. Danach kann das Spiel abgehakt und vergessen werden.
Anders damals Gothic: Der überbordende Spielinhalt, was Figuren, Geschichten, Ereignisse und auch unerklärte Nebensächlichkeiten anbetraf, war einer der Gründe, weshalb sich die Spieler nach dem Beenden des Spieles nicht alle einfach irgendeinem anderen Spiel zuwandten, sondern sich tatsächlich eine Community bildete, die online über Gothic diskutierte. Das Spiel regte zur weiteren Beschäftigung an. Da war es nur logisch, daß sich bald erste Fanclubs für bestimmte NPC bildeten. Neben dem Mudfanclub als ironische Huldigung für die größte Nervensäge des Gothic-Universums gelangten auch Lee, der gefallene General, und Xardas, der undurchschaubare Schwarzmagier, in den Fokus der Spieler. Da viele Gothic-Spieler also nach Beenden des Spiels offenbar nicht die Absicht hatten, der einmal entdeckten Welt der Barriere den Rücken zu kehren, sondern nach mehr verlangten und dazu Fangilden gründeten, lag es nahe, diese Beschäftigung mit dem Spiel zu unterstützen.
Um den Anhängern zumindest der letztgenannten beiden Personen mehr zu bieten, als nur die Beschäftigung mit ihren Lieblingen, wurde daher ein eigenes Forum eingerichtet, in dem man die Geschichten aus Gothic selber nachspielen konnte. Wie funktioniert das? Indem man in Textform eigene Stories, erlebt aus der Sicht eines fiktiven Charakters, beschreibt. Und man kann sogar mit anderen Teilnehmern an diesem Forum interagieren, zusammen an gemeinsamen Geschichten schreiben. Das Forenrollenspiel bei World of Gothic war geboren.
Anders als in Rollenspielrunden am Küchentisch, wo es vor allem auf die prägnante Beschreibung der nächsten Handlung des gespielten Charakters ankommt, verlagerte sich der Fokus im Forenrollenspiel auf die möglichst schöngeistige und an literarischen Vorbildern angelehnte Formulierung von Handlungen, Gedanken und Gesprächen. Am Ende stand so ein in weiten Teilen sehr gut lesbares Handlungsgeflecht von hunderten Teilnehmern mit individuellen Geschichten und Lebensläufen, die sich alle in der durch die Gothic-Spiele vorgegebenen Welt tummeln und dort ein virtuelles Leben leben. Voller Abenteuer und Gefahren oder ruhig und beschaulich - ganz so, wie es sich der Schreiber eines Charakters ausdenkt.
Dies war im Juni 2001. Seitdem haben sich über 3.000 Schreiber angemeldet, um über kürzere oder längere Zeit mit ihren eigenen Geschichten am Rollenspiel teilzunehmen. Es wurden über 360.000 Beiträge in über 1.300 Threads geschrieben und über 200 gesonderte Quests gestartet. Die Beiträge der ersten drei Jahre findet man dabei in unserem Forenarchiv: http://forenarchiv.worldofplayers.de/ Außerhalb des Rollenspiels gibt es für die Gilden anscheinend auch jede Menge zu diskutieren und zu bereden. Deswegen verwundert es nicht, daß in den einzelnen Gildenforen bislang über 420.000 Beiträge geschrieben wurden. Man sieht an diesen Zahlen, daß das Rollenspiel durchaus lebendig ist.
Auch die Außendarstellung des Rollenspiels war und ist für die Teilnehmer wichtig. So bestanden bisher verschiedene Formate, in denen sich das Rollenspiel oder Teile daraus im Web präsentierten. Genannt seien hier die Rollenspielzeitung Khorinis Times, die allmonatlich über Ereignisse und den neuesten Klatsch und Tratsch aus dem Rollenspiel berichtete. Einen Nachfolger hat diese mittlerweile legendäre Postille im Myrtanischen Boten gefunden, der sich den gleichen Themenbereichen verpflichtet fühlt. Mehr das künstlerisch-literarische betonte hingegen Meditates Schatzkästlein, in dem besonders schöne Geschichten aus dem Rollenspiel gesammelt, zusammenhängend präsentiert und bebildert wurden.
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